Mozarts Serenaden und Divertimenti

Laut Hausswald waren Mozarts Wiener Jahre eine Periode der Vertiefung seiner Serenadenkunst.1 Nach der allgemeinen Beschreibung von Serenaden und Divertimenti, sind sie „ein Abend-Ständgen, eine Abend-Music; will dergleichen meist bey still- und angenehmer Nacht pflegt gemacht zu warden” und wurden gegen 21 Uhr in der Straße gespielt.2 Während Mozarts Musik meistens in höfischen Räumen, Theatern oder vor wenigen Gästen in kleineren Zimmern gespielt werden sollte, waren Mozarts „frühe“ Serenaden und Divertimenti (sowie seine Kassationen und Noctturni) getreu dieser Beschreibung, unter freiem Himmel zu spielen: „Ihr Klangstil ist gebunden an die Atmosphäre des naturhaften Raumes, in dem sich ihre Klangqualität am reinsten entfaltet.“3 Diese Klangqualität gelangt zu ihrer Höchstform wenn Mozart Bläser und Pauken einsetzt, deren Töne draußen besonders gut weit tragen – diese Theorie bestätigt sich besonders in den Serenaden für Bläser KV 361/370a, KV 375 und KV 388/384a – aber meistens jedoch verwendet Mozart eine Mischung aus Streich- und Blasinstrumenten, ab und zu auch Pauken.4

„Für die Wiener Zeit gilt mehr eine orchestrale und solistische Kammerkunst; damit wird die Grundstruktur der Gattung erneut betont.“5 Im Gegensatz zu der oben erwähnten Freiluftmusik, ist Hausswald überzeugt, dass viele von Mozarts späteren Serenaden und Divertimenti (besonders die, die Streicherstimmen und/oder Klavier enthalten) für kleine Räume bestimmt sind: „Die Spätwerke stellen damit nahezu eindeutig Musik für die Kammer dar“.6 Anhand der Besetzung in vielen seiner späteren Serenaden und Divertimenti, zum Beispiel Divertimento KV 563 (Trio für Geige, Bratsche und Cello), ist es klar, dass die Musik nicht für draußen bestimmt war, denn die Klänge der Instrumente würden dort sofort verschwinden.

Eine der berühmtesten Serenaden Mozarts, „Eine kleine Nachtmusik“ (KV 525), wurde während seiner Wiener Jahre komponiert. Diese Serenade wurde für Streichquartett komponiert, jedoch wurde nie belegt, ob Mozart sie vielleicht eher für Kammerorchester gedacht hatte. Nach Mersmanns Meinung fehlt der Serenade „die Luft der Straße“.7 Das 1787 geschriebene Stück wurde zu einer Zeit aufgeführt, in der Mozarts Serenaden und Divertimenti meistens schon in Kammerräumen gespielt wurden, wo die Musik besser zum Ausdruck kommen konnte.

 

  1. Vgl. Günter Hausswald: Mozarts Serenaden. Ein Beitrag zur Stilkritik des 18. Jahrhunderts. Leipzig 1975, S.31. []
  2. J.G. Walther: Musicalisches Lexicon. Zit. nach: Hubert Unverricht und Cliff Eisen: „Serenade”. In: Grove Music Online. []
  3. Hausswald 1975, S.118. []
  4. Vgl. Hausswald 1975, S.118. []
  5. Hausswald 1975, S.36. []
  6. Hausswald 1975, S.119. []
  7. Hans Mersmann: Kammermusik I. In: Hausswald1975, S.119. []