Die Zauberflöte

Entstehungsgeschichte

Schikaneders Libretto

Wer sich über die Entstehung der Zauberflöte kundig machen möchte, kommt an dem Namen Emanuel Schikaneder nicht vorbei. Schikaneder war als Schauspieler, Sänger, Dichter und Regisseur in Mozarts "Wiener Jahren" aber vor allem auch als Theaterdirektor am "Freihaustheater" ("Theater auf der Wieden") tätig.
Mozart und Schikaneder lernten sich bereits im September 1780 in Salzburg kennen und schätzen, als Schikaneder mit seiner Wandertruppe die Salzburger Theatersaison 1780/81 eröffnete, woraufhin er der Familie Mozart "freien Eintritt auf allen Plätzen" ermöglichte.1
Durch die gemeinsame Liebe zu Theater und Musik entstand zwischen Mozart und ihm schon bald eine sehr enge Freundschaft.2
1786 übernahm Emanuel Schikaneder das kurz zuvor vom Schauspieler Rossbach erbaute Theater "Im großen Hof" des fürstlichen Starhembergischen Freihaus auf der Wieden, welcher die Leitung aufgrund von hohen Schulden aufgeben musste.3
Nach dem Umbau und der Neueröffnung im Juli 1789 bot das nun zweistöckige Theater, welches mit einer zwölf Meter breiten und tiefen Bühne ausgestattet war, über 1000 Besuchern Platz.4 Um sich gegenüber seinem größten Konkurrenten, dem Theaterdirektor Karl Marinelli, behaupten zu können, nahm Schikaneder eine neue Gattung von Stücken in seinen Spielplan auf, die sogenannten "Zauberopern".5
Schikaneder, der von Mozarts musikalischem Talent außerordentlich überzeugt war, beauftragte schließlich diesen mit der Komposition zu seinem Libretto zu der Zauberflöte. Bereits im Frühling 1791 hatte Mozart engeren Kontakt zu Schikaneder und den Mitgliedern seines Theaters, sodass er mit dem Repertoire der Schikaneder-Truppe vertraut war.6
Dem Libretto dienten als Textgrundlage verschiedene Quellen, unter anderem das Märchen Lulu oder die Zauberflöte von August Jacob Liebeskind von 1788, Wielands Oberon aus dem Jahre 1785, der Roman Sethos von Abbé Jean Terrassono von 1731 und das Sonnenfest der Brahminen von Karl Friedrich Hensler.7
Man vermutet, dass Mozart im April 1791 mit den Kompositionen zur Zauberflöte (KV 620) begonnen hatte. Bereits im Juli war die Partitur im Wesentlichen fertiggestellt, lediglich die Ouvertüre und der Marsch der Priester fehlten noch.8  Mitte September kehrte Mozart von einer Reise aus Prag zurück nach Wien und beendete seine Kompositionsaufgaben an der Zauberflöte.9

Inhalt und Form

Inhalt

Mozarts Zauberflöte spielt, ganz dem Genre der Zauberopern entsprechend, in einer ägyptischen Umgebung.
Hauptfigur ist der junge Prinz Tamino, der von der Königin der Nacht beauftragt wurde, ihre Tochter Pamina aus den Fängen des Fürsten Sarastro zu retten, welcher sie entführt hatte.10 Als Dank verspricht sie Tamino die Hand von Pamina.
Auf seiner Reise wird ihm der Vogelhändler Papageno als Gefährte zur Seite gestellt. Bevor sie aufbrechen, erhalten sie zwei Instrumente  eine Zauberflöte für Tamino und ein magisches Glockenspiel für Papageno. Schließlich erreichen sie Sarastros Palast, werden jedoch getrennt, als Papageno vor einem schwarzen Wächter die Flucht ergreift. Papageno kehrt jedoch zurück und trifft als Erster auf  Pamina. Sogleich erzählt er ihr, dass Tamino sich auf den Weg gemacht hätte, um sie zu befreien. Als sie versuchen zu fliehen, können sie den Verfolgern dank des Glockenspiels, das diese zum Tanzen zwingt, entkommen, allerdings werden sie schließlich vom Zauberer Sarastro aufgehalten.
Unterdessen erfährt Tamino im Weisheitstempel von einem Priester, dass Sarastro nur gute Absichten verfolgen würde und er Pamina nur entführt hätte, um sie vor der Königin der Nacht zu schützen. Kurz darauf wird Tamino vom Oberaufseher Monostatos gefasst und als Gefangener zu Sarastro geführt. Dort erklärt der Zauberer, dass Tamino und Pamina für einander bestimmt wären und zusammen kommen dürften, jedoch nur unter der Bedingung, dass Tamino vorher geläutert und als Priester des Weisheitstempels geweiht wird. Auch Papageno soll am Ende eine passende Frau, "seine" Papagena, bekommen.
Sodann werden Tamino und Papageno von Pamina getrennt und zum Prüfungstempel geführt. Dort warten auf sie drei schwere Prüfungen. Papageno jedoch scheitert bereits an der ersten Prüfung, da ihm irdische Genüsse zu wichtig sind. Fortan begleitet nun Pamina den Prinzen und gemeinsam mit der Hilfe der Zauberflöte bestehen sie die letzten zwei Prüfungen.
Durch sein magisches Glockenspiel wird der verzweifelte Papageno schließlich doch noch mit Papagena vereint.
Am Ende erscheint die Königin der Nacht und versucht, den Tempel zu überfallen und zu zerstören, jedoch wird sie von Sarastros Wächtern daran gehindert und schließlich vernichtet.
Das Gute und die Liebe triumphieren somit ein weiteres Mal über das Böse. Tamino und Pamina werden anschließend in den Kreis der Eingeweihten aufgenommen. Sarastro hat sie außerdem als Königspaar ausersehen, das seine Nachfolge übernehmen soll.

Form

Neben den beiden Haupttypen der italienischen "Opera seria" und "Opera buffa", erfreute sich seit Mitte des 18. Jahrhunderts das Singspiel zunehmender Beliebtheit. Charakteristisch für das Singspiel ist, dass es nicht in der für die Oper verbindlichen italienischen Sprache aufgeführt wird, sondern auf Deutsch, wobei man die einzelnen Musikstücke durch gesprochene Partien trennte. Die Zauberflöte lässt sich jedoch kaum in diese Typen einordnen. Mozart selbst bezeichnete sie als "Teutsche Oper" und grundlegend könnte man sagen, dass sie "Opera seria", "Opera buffa" und Singspiel zugleich ist. Sie enthält nämlich Elemente aus allen drei Typen; zum Beispiel repräsentiert die Königin der Nacht mit ihren virtuosen Koloraturen die alte "Opera seria", wohingegen Papageno einen "Buffo-Charakter" darstellt und die gesprochenen Auftritte zwischen den Musikabschnitten sowie die Verwendung der deutschen Sprache die typischen Aspekte eines Singspiels implementieren. Darüber hinaus ist die Zauberflöte auch eine Märchen- bzw. "Zauberoper", was sie in ihrer Vielgestaltigkeit zu einem Unikum in Mozarts Opernschaffen macht.

Uraufführung

Mozarts Zauberflöte  wurde am 30. September 1791 uraufgeführt. Aufführungsort war das Theater im Freihaus auf der Wieden in Wien, welches unter der Führung von Emanuel Schikaneder stand.
Da Schikaneder für seine aufwendigen Bühnengestaltungen bekannt war, kamen Flugmaschinen, Falltüren, Feuer, Attrappen und zahlreiche Bühnenapparaturen zum Einsatz, um das Publikum zu beeindrucken.11
Mozart selbst dirigierte die Premiere, an der alle Mitglieder der Schikanederschen Truppe teilnahmen. In den Hauptrollen befanden sich Anna Gottlieb (Pamina), Benedikt Schack (Tamino), Mozarts Schwägerin Josepha Hofer (Königin der Nacht), Franz Xaver Gerl (Sarastro) und Schikaneder selbst, der den Papageno spielte.
Nach eigener Einschätzung konnte Mozart einen durchaus überzeugenden Erfolg genießen, auch wenn ein Korrespondentenbericht nach Berlin das Gegenteil behauptete12.  Allein die Tatsache, dass man schon drei Stunden vor Beginn erscheinen musste, um einigermaßen gute Plätze zu bekommen, spricht für einen beispiellosen Erfolg.13
Mozart besuchte mehrmals zusammen mit Familienmitgliedern, Freunden und Musikerkollegen Aufführungen seines neuesten Werkes, wie z.B. am 13. Oktober 1791 mit Caterina Cavalieri und Antonio Salieri, deren Lob er seiner Frau Konstanze detailliert schilderte.14
In einem Brief vom 7. bzw. 8. Oktober 1791 schreibt Mozart an seine Frau:

"Eben komme ich von der Oper; - Sie war eben so voll wie allzeit. - das Duetto Mann und Weib etc: und das Glöckchen Spiel im ersten Ackt wurde wie gewöhnlich wiederhollet- [...] - was mich aber am meisten freuet, ist, der Stille beifall! - man sieht recht wie sehr und immer mehr diese Oper steigt.[...]"

Die Zauberflöte erlebte, wie kein anderes Bühnenwerk von Mozart, eine so dichte Aufführungsserie. Allein im Oktober 1791 stand das Stück 24 Mal auf dem Spielplan.15

 

 

 

  1. Vgl. Tadeusz Krzeszowiak: Freihaustheater in Wien 1787–1801. Wirkungsstätte von W. A. Mozart und E. Schikaneder. Sammlung der Dokumente. Böhlau u. a. 2009, S. 98. []
  2. Vgl. Krzeszowiak 2009, S. 99. []
  3. Vgl. Walter Schulz: Die Zauberflöte - Die Freimaureroper. Auf: http://www.internetloge.de/arstzei/zauberf.htm. Zugriff: 13.04.2013. []
  4. Vgl. Schulz, ebd. []
  5. Vgl. Schulz, ebd.; Zauberoper: Spezialgattung der volkstüml. Oper in Wien um die Wende vom 18. zum 19. Jh.; Märchenstoffe phantast. Charakters wurden mit populären Figuren und Handlungsmomenten vermischt, Volkskomik einbezogen; Musik und Text traten gegenüber einer effektvollen Ausstattung oft zurück (Beisp.: Oberon von Wranitzky, doch weist auch Mozarts Zauberflöte bereits in diese Richtung). Horst Seeger: Opernlexikon. Berlin 1986, völlig überarb. und erw. Auflage. []
  6. Vgl. Ulrich Konrad: Wolfgang Amadé Mozart, Leben, Musik, Werkbestand. Kassel 2005, S. 125. []
  7. Vgl. Howard C. Robbins Landon: Siebzehnhunderteinundneunzig, Mozarts letztes Jahr. Düsseldorf 1991, S. 156. []
  8. Vgl. Konrad 2005, S. 125. []
  9. Vgl. Konrad 2005, S. 127. []
  10. Abschnitt "Inhalt" ist zu vgl. mit Rolf Fath: Reclams Kleiner Opernführer. Stuttgart 2000, S. 94-102. []
  11. Vgl. Piero Melograni: Wolfgang Amadeus Mozart. Eine Biografie. München 2005, S. 317. []
  12. Vgl. Musikalisches Wochenblatt, Berlin, [Dezember 1791,] Stück 10, S. 79; Dok., S. 358. []
  13. Vgl. Volkmar Braunbehrens: Mozart in Wien. Taschenbuchausgabe 1991, S. 437. []
  14. Konrad 2005, S. 127. []
  15. Vgl. Brief vom 7. bzw. 8. Oktober 1791 []