Die Sinfonien im Detail betrachtet

Sinfonie D-Dur, KV 385 (Haffner Sinfonie)

Die Haffner Sinfonie (Sinfonie Nr. 35) ist keine Neukomposition, sondern sie ist durch Umarbeitung aus einer Serenade entstanden. Sie ist allerdings nicht die berühmte Haffner Serenade KV 250/248b. Mit der Haffner Sinfonie verhält es sich so: Mozart hat durch seinen Vater den Auftrag bekommen, aus Anlass der Verleihung des Adelstitels an Siegmund Haffner d. J. für diesen eine Festmusik bzw. Serenade zu schreiben. Haffner war ein Salzburger Freund und Gönner Mozarts, für den er früher schon mal besagte Haffner Serenade komponiert hatte. Die Verleihung des Titels „Edler von Innbachhausen“ sollte am 29. Juli 1782 stattfinden und für diesen Anlass sollte die Festmusik sein. Ob und wann die Feier mit geplanter Festmusik überhaupt stattfand ist uns nicht überliefert.
Mozart soll die Haffner Sinfonie in kürzester Zeit und fast nur so nebenbei komponiert haben. Interessant ist, dass Mozart dieses Werk von Anfang an „Sinfonie“ statt „Serenade“ nennt. Schließlich handelte es sich ursprünglich um ein sechssätziges Werk mit einem Marsch als Einleitung und einem zusätzlichen Menuett, was verloren gegangen ist. Am 23. März 1783 wurde die ursprünglich sechssätzige Serenade als Sinfonie mit vier Sätzen, so wie man sie heute kennt, aufgeführt. Mozart strich Wiederholungen im ersten Satz und ließ den vorangegangenen Marsch und das zusätzliche Menuett komplett weg. Da er nun bei dieser Gattung ein komplettes Orchester zur Verfügung hatte, erweiterte er die Besetzung in den Ecksätzen um Flöten und Klarinetten.
Was als Auftragswerk und fast nebenbei begann, endete als die uns heute so bekannte Haffner Sinfonie. Die Uraufführung fand ganz groß in Form einer Wiener Akademie am 23. März 1783 im Burgtheater statt. Das Haus war ausverkauft und sogar der Kaiser war zu gegen.1

Sinfonie C-Dur, KV 425 (Linzer Sinfonie)

Die Linzer Sinfonie hat mit Wien erst einmal nicht unbedingt etwas zu tun, schrieb Mozart sie doch in Linz. Er war Ende Oktober/Anfang November des Jahres 1783 mit seiner Frau Konstanze bei seinem Vater in Salzburg gewesen und auf der Rückreise machte er in Linz einen Zwischenstop. Er blieb dort ein paar Tage bei einem Gönner, dem Grafen Johann Joseph Anton Graf Thun. Dieser lud Mozart dazu ein, doch ein Konzert für ihn zu geben. Dies geht aus einem Brief, den Mozart an seinen Vater schreibt hervor:

„Dienstag als den 4ten November werde ich hier im theater academie geben. –und weil ich keine einzige Simphonie bey mir habe, so schreibe ich über hals und kopf an einer Neuen, welche bis dahin fertig seyn muß.“2

 Mozart hatte gerade mal vier Tage Zeit für die Komposition der ganzen Sinfonie. Aber diese Eile merkt man ihr überhaupt nicht an.
Obwohl in Linz komponiert, gilt sie doch als erste eigentliche Wiener Sinfonie. Nach ihr folgen noch drei weitere, die sogennante Trias. Mit der Linzer Sinfonie beginnt bei Mozarts Sinfonik gattungstechnisch ein Neuansatz – will man es extrem ausdrücken – ein Anspruch auf höherem Niveau. Rein formal ist dies daran schon zu erkennen, dass Mozart den ersten Satz mit einer langsamen Einleitung beginnen lässt. Man nimmt dabei an, dass ihm Haydn wohl als Vorbild gedient habe. Das will aber nicht heißen, dass Mozart den Haydnschen Stil komplett übernommen hat, sondern Haydn stellte vielmehr so eine Art Anreiz dar, etwas Ähnliches, aber doch Eigenes zu schaffen.3 Fakt ist jedenfalls, dass es Skizzen Mozarts gibt, auf denen er die Anfänge dreier Haydn Sinfonien notiert hat und dabei war eben auch eine mit einer langsamen Einleitung – die Nr. 75 – aus dem Jahre 1782.4

 

 

 

  1. Vgl. Volker Scherliess: Sinfonie D-Dur. In: Mozart Handbuch. Hrsg. von Silke Leopold. Kassel 2005, S.302-304. []
  2. Alfred Einstein: Mozart. Sein Charakter. Sein Werk. Zürich 1953, S. 269. []
  3. Vgl. Volker Scherliess: Sinfonie C-Dur KV 425. In: Mozart Handbuch. Hrsg. von Silke Leopold. Kassel 2005, S. 305. []
  4. Vgl. Einstein 1953, S. 269. []