Quartette und Quintette für Streicher mit einem Blasinstrument

Quartett für Flöte und Streichtrio in A-Dur, KV 298

Es ist stark zu vermuten, dass das vierte der insgesamt vier Flötenquartette für das private Musizieren der Familie Jacquin bestimmt war und deshalb um 1786 in Wien geschrieben wurde. Da das Autograph direkt aus dem Besitz von Gottfried von Jacquin, einem Wiener Freund und Schüler Mozarts stammt, ist die These, Mozart habe dieses Quartett  für die Familie Jacquin als Hausmusik komponiert, absolut glaubhaft.

Dieses Quartett besteht aus einem Thema mit Variationen, einem angeschlossenen Menuett und einem Rondo als Finale. In diesem Quartett verwendet Mozart gängige Melodien und variiert diese. Das Thema des ersten Satzes stützt sich auf das Lied An die Natur von F. A. Hoffmeister.Ffür den zweiten Satz diente Mozart ein französisches Rondo Il a des bottes, des bottes, Bastien. Man kann eine gewisse Parodie seiner Zeitgenossen – die Mozart nicht besonders schätzte -  finden. Im Rondo verwendet Mozart eine Melodie aus der Oper Le gare generose von G. Paisiello, die am 1. September 1786 in Wien erstmals aufgeführt wurde. Auch in diesem Rondo findet sich eine gewisse Ironie, wenn man die Schreibweise „Rondieaoux“ für die Bezeichnung des Satzes betrachtet. Auch die Spielanweisung „Allegretto grazioso, ma non troppo presto, pero non troppo adagio. Cosi-cosi-con molto garbo, ed Espressione” lässt eine gewisse Ironie nicht verleugnen. In den Variationen vor allem spielt die Flöte nicht die exponierte Rolle, wie sie ihr z.B. in den Flötenkonzerten zukommt. So trägt sie nur in der ersten Variation die Melodie und tritt in den folgenden Variationen hinter die Streicher zurück. Dies lässt sich damit erklären, dass dieses Quartett nicht für einen Profibläser vor öffentlichem Publikum komponiert wurde, weshalb die Flötenstimme sich auch nicht durch Virtuosität auszeichnen muss und auch nicht im Vordergrund stehen muss.1

Quintett für Horn, Violine, 2 Bratschen, Violoncello in Es-Dur, KV 407

Das Hornquintett hat Mozart wahrscheinlich gegen Ende des Jahres 1782 ebenfalls in Wien geschrieben. Entgegen dem A-Dur Flötenquartett  ist dieses Kammermusikwerk für einen Profimusiker geschrieben, den Hornisten Ignaz Leutgeb. Dieser war, noch in Mozarts Salzburger Zeit, Mitglied der dort ansässigen Hofkapelle und auch mit den Mozarts befreundet. In Wien hat sich Leutgeb 1777 angesiedelt.

Da das Autograph zu diesem Werk nicht mehr existiert – es existiert lediglich noch ein Stimmensatz aus einer Leipziger Ausgabe von 1796 – lässt sich die Datierung auf 1782  nur rekonstruieren. In einer Stelle am Ende des Mittelsatzes findet sich eine große Ähnlichkeit zu Mozarts eigener Oper Die Entführung aus dem Serail. So ähnelt die Stelle im Quintett zum einem einer Episode im Andante-Teil der Ouvertüre und zum anderen einer Stelle in der ersten Arie des Belmonte. Die Uraufführung der Oper war am 16. Juli 1782 in Wien. Eher untypisch für ein Kammermusikwerk, ähnelt dieses Quartett mehr einem Solokonzert mit der typischen Satzfolge Allegro- Andante- Rondo. Auch die Besetzung mit 2 Bratschen ist eher ungewöhnlich. Dieses Quintett lässt sich eher als unausgebildetes Konzert mit kammermusikalischer Begleitung umschreiben, da in ihm sogar Kadenzen zu finden sind. Im Andante besteht die Virtuosität nicht so sehr in technisch komplexen Stellen wie in den schnellen Sätzen, die dann von der Violine übernommen werden, sondern umgekehrt. Hier im langsamen Satz besteht die Virtuosität darin, möglichst ausdrucksstark zu spielen und das ausdrucksvolle Thema der Streicher zu übernehmen.2,3

Der schon erwähnte Leutgeb muss ein ausgezeichneter Hornist gewesen sein, da er die neue sog. Stopftechnik beherrschte. Ohne diese Technik lassen sich sowohl das Quintett als auch das Hornkonzert nicht spielen. Leutgeb soll Mozart auch beratend zur Seite gestanden haben, was diese Technik betrifft.4

Quintett für Klarinette, 2 Violinen, Bratsche und Cello in A-Dur, KV 581

Nach Mozarts eigenem Werkverzeichnis hat er das Klarinettenquintett am 29. September 1789 beendet und für den Klarinettisten Anton Stadler geschrieben. Mit ihm als Solist wurde das Quintett mit dem Beinamen Stadler Quintett am 22. Dezember 1789 in einer Akademie der Wiener Tonkünstler-Sozietät uraufgeführt. Mozart selbst soll am Klavier gewesen sein, J. Zeitler an der I. Violine und eben Stadler an der Klarinette. Das Konzert war für den Pensionsfonds der Tonkünstler gedacht.5. Kennen gelernt hat Mozart Stadler in Wien, der dort erst in der Kaiserlichen Harmonie und später in der Wiener Hofkapelle spielte. Erstmalig begegneten sie sich am 23. März 1784, als Stadler in einer Akademie „unter anderen gut gewählten Stücken eine große blasende Musik von ganz besonderer Art, von der Composition des Hrn. Mozart“ (K. Küster, Mozart. Eine musikalische Biographie, S. 348) gegeben hatte. Wahrscheinlich ist mit diesem Stück die Bläserserenade KV 361  gemeint. Mozart und Stadler sind auch des Öfteren gemeinsam aufgetreten und waren auch beide in Freimaurerlogen tätig. Auch zu hause bei der Familie Jacquin – für den Mozart besagtes A-Dur Flötenquartett komponierte – musizierten Stadler und Mozart gemeinsam.6

Das Autograph dieses Quintetts existiert zwar nicht mehr, aber da Stadler ein neues Instrument entwickelt hat – die Bassettklarinette – ist anzunehmen, dass Mozart dieses Quintett an dem neuen Tonumfang des Instruments orientierte. Die Bassettklarinette kommt bis zum notierten c runter und nicht nur bis zum e, wie die gängigen Instrumente dieser Zeit. Sie setzte sich jedoch nicht durch (leider ist auch kein Instrument erhalten) und wurde später von der modernen Bassklarinette (ab ca. 1838) abgelöst. Die heute gebräuchliche Fassung des Quintetts  ist zum einen eine in Offenbach erschiene Erstausgabe und zum anderen ein in Wien erschienener Stimmendruck 1802.7

Das Thema des Allegro wird überwiegend von den Streichern getragen, während die Klarinette darüber technisch virtuos brilliert. Da auch dieses Quintett für einen Profibläser geschrieben wurde, ist diese technische Brillianz die Gelegenheit, seine Virtuosität zu zeigen. Im Verlauf des Satzes tritt die Klarinette erstmal hinter die Violinen zurück, bis sie wieder in der Kadenz auftrumpft. Der 2. und 3. Satz ist bezüglich des Verhältnisses  Klarinette zu Streicher ähnlich aufgebaut. Die Klarinette spielt hauptsächlich eine Kantilene, die von Streichern begleitet wird. Nur ab und zu konkurrieren die Streicher mit der Klarinette und verlassen ihre Begleitfunktion. Bei dieser Kantilene kann der Solist auf klanglicher Ebene brillieren und so seine virtuose Ausdrucksstärke zeigen.8

 

  1. Erich Reime: Virtuosität und Kammermusik in Mozarts Klavier- und Kammermusik. In: Das Mozart-Handbuch. Hrsg. von Matthias Schmidt. Laaber 2006, S. 267-269. []
  2. Erich Reime: Virtuosität und Kammermusik in Mozarts Klavier-und Kammermusik. Das Handbuch. Matthias Schmidt (Hrsg.)  Laaber 2006, S.273-277 []
  3. Konrad Küster: Mozart. Eine musikalische Biographie. Stuttgart 1990, Deutsche Verlags-Anstalt, S. 248-254 []
  4. Harald Strebel: Blasinstrumente in Mozart Zeit in Mozarts Klavier- und Kammermusik. Das Handbuch. Matthias Schmidt (Hrsg.). Laaber 2006, S. 301 []
  5. E.H. Müller von Asow (Hrsg.): W.A. Mozart.Verzeichnis aller meiner Werke. Wien 1956, Ludwig Doblinger Verlag Wien-München, S. 84 []
  6. Konrad Küster: Mozart. Eine musikalische Biographie. Stuttgart 1990, Deutsche Verlags-Anstalt, S. 348 f []
  7. Erich Reime: Virtuosität und Kammermusik in Mozarts Klavier- und Kammermusik. Das Handbuch. Matthias Schmidt (Hrsg.). Laaber 2006, S. 278 []
  8. Erich Reime: Virtuosität und Kammermusik in Mozarts Klavier- und Kammermusik. Das Handbuch. Matthias Schmidt (Hrsg.). Laaber 2006, S. 277-284 []