Mozarts symphonische Musik

Mozarts Wiener Zeit war seine produktivste Phase. Fast die Hälfte seiner Werke sind allein dort entstanden. Eigentlich hat er sogar über 50 Sinfonien geschrieben; davon stammen jedoch einige aus seiner Jugendzeit, die als verschollen gelten oder noch nicht gefunden worden sind. Wir sprechen heute jedenfalls von 41 Sinfonien, von denen er fünf in Wien komponiert bzw. vollendet hat. Dabei hat er die letzten drei, die Trias der Sinfonien (Es-Dur, KV 543; g-Moll, KV 550; C-Dur, KV 551) innerhalb von nur zwei Monaten im Sommer 1788 geschrieben.1
Einige Sinfonien tragen Namen. So hat die D-Dur Sinfonie, KV 425 den Beinamen Haffner Sinfonie, die in C-Dur, KV 425 trägt den Namen Linzer Sinfonie und die große C-Dur Sinfonie, KV 551 trägt den Beinamen Jupiter Sinfonie. Wenn wir uns insbesondere die Trias anschauen, können wir mit Recht von einer monumentalen Sinfonik sprechen. Diese große Sinfonik geht sowohl auf Mozart, aber auch auf Haydn zurück. Beide Komponisten orientierten sich dabei an der italienischen Sinfonie. Die italienische Sinfonie ist dreisätzig und in ihr findet sich in gewisser Weise der Geist der Opera buffa wieder. Sie hat demnach nicht eine solche Größe und Schwere wie die Wiener Sinfonie. Der Schwerpunkt liegt hierbei eher auf einem gewaltigen ersten Satz, gefolgt von einem  langsamen (meist Andante oder Andantino) Satz und abschließend folgt wieder ein schneller Satz. Die Wiener Sinfonie besteht  im Gegensatz zur italienischen aus vier Sätzen.

Die italienische Sinfonie bahnte sich ihren Weg von Italien nach Deutschland und Österreich und ihr "Geist" wurde erstmal einfach nur übernommen. Ab ca. 1760 begannen Komponisten – vor allem die Wiener – die Sinfonie um einen Satz zu erweitern, indem sie zwischen dem langsamen Satz und dem Finale ein Menuett einschoben. Man kann diese Entwicklung auch gewissermaßen übertragen auf eine Entwicklung, die Mozarts Sinfonien von 1764-1788 durchgemacht haben. Zunächst war die Sinfonie bei Mozart lediglich ein einleitendes oder abschließendes Stück zwischen anderen Konzertstücken, wie z.B. Klavierkonzerten, Violinsonaten, Streichquartetten, et cetera. Der Schwerpunkt lag demnach auf anderen Stücken.2

Auch in Wien entwickelte sich im 18. Jahrhundert ein öffentlicher Konzertbetrieb für zahlendes Publikum aus dem Bürgertum mit gemischtem Programm aus Instrumentalmusik, Vokalmusik, Soloauftritten, aber auch groß besetzten Sinfonien.
Die Sinfonie war aber wie bereits erwähnt erst einmal nur so eine Art Randstück. Sie galt vielmehr als eine Art Einleitung, um auf das folgende Konzert aufmerksam zu machen. Erst später wurde sie zur Hauptsache und das aufführende Orchester wurde Sinfonieorchester genannt. In Wien gab es die so genannte Tonkünstler-Societät, die in der Weihnachts- und Fastenzeit Konzerte veranstaltete, bei denen auch Mozart mitwirkte. Ferner gab es die Dilettanten-Konzerte, die sonntags im Augarten stattfanden  und weiterhin gab es noch die privaten Subskriptionskonzerte. Für all diese Veranstaltungen bedurfte es natürlich einer großen Menge an neuen Werken. Neben Neukompositionen ließ sich Mozart auch immer wieder "alte" Sinfonien aus Salzburg und seiner Zeit dort nach Wien kommen, um sie dort aufzuführen.3
Aber nicht nur seine alten Sinfonien ließ sich Mozart nach Wien kommen, sondern auch einige seiner Serenaden. Diese Serenaden wurden allerdings nicht als solche aufgeführt, sondern durch Umarbeitung – vor allem Kürzung, wobei aber meist der Kopfsatz und das Finale erhalten blieben – wurden sie dann als Sinfonien aufgeführt.

Dadurch sieht man nun, dass die Sinfonie ab den 1780er Jahren beim Publikum an Ansehen gewonnen hatte und dass sich diese "anspruchsvollere" Gattung im Konzertbetrieb etablieren konnte.4

 

 

  1. Vgl. Alfred Einstein: Mozart. Sein Charakter. Sein Werk. Zürich 1953, S. 272. []
  2. Vgl. Alfred Einstein: Mozart. Sein Charakter. Sein Werk. Zürich 1953, S. 252-255. []
  3. Vgl. Volker Scherliess: Sinfonisches für die Akademie. Wien 1781-1783. In: Mozart Handbuch. Herausgegeben von Silke Leopold. Kassel 2005, S. 300 f. []
  4. Vgl. Scherliess 2005, S. 301 f. []