Geistliche Musik

Obwohl man oft von göttlicher Inspiration in Zusammenhang mit Musik Mozarts spricht oder man sagte “dass nicht Mozart komponierte, sondern 'es' komponierte in ihm, oder aus ihm heraus”1 hat er in seiner Wiener Zeit sehr wenig geistliche Musik komponiert, da die meisten seiner Werken für säkulare Zwecke beauftragt wurden.
Zwei Ausnahme zu dieser Zeit waren Die Große Messe in c-Moll, KV 427, und Ave Verum Corpus, eine kleine Motette. Die Große Messe in c-Moll für zwei Soprane, Tenor und Orchester wurde nie fertig geschrieben. Mozart komponierte das Kyrie und das Credo bis zum Et incarnatus est, dann aber nur in Teilen das Sanctus und das Benedictus. Es ist auch wichtig anzumerken, dass er diese Messe ohne Zwang komponierte als,

“kindliche Frömmigkeit… den Eifer für religiöse Musik in einer Zeit der Reformen zu bezeugen, hauptsächlich aber als ein Sinnbild dür Mozarts Versöhnung mit seinem Vater und seiner Schwester zu fungieren, die er allerdings abhängig machte von der Anerkennung seiner Frau, deren höchste Würdigkeit als seine Braut in der Erhabenheit der Messe selbst verkündet wird."2

Die Uraufführung war im Stift Sankt Peter in Salzburg mit seiner Frau Konstanze als erste Sopransolistin. Die fehlenden Teile der Messe wurden wahrscheinlich von früheren Messen genommen.

Das andere wichtige geistliche Stück zu dieser Zeit ist nur 46 Takte lang und ist ein Chorstück für Sopran, Alt, Tenor Bass, Streichinstrumenten und Orgel. Es wurde für Joseph Stoll, einen Freund von Mozart und Joseph Haydn, geschrieben. Stoll war auch Chormeister in Baden bei Wien. Es wurde sechs Monate vor dem Tod Mozarts komponiert und ist ein wichtiges Stück im Kontext von Kaiser Joseph II. Christoph Wolff schreibt:

“Einfluß auf die Konzeption des Werkes mögen… bei der Motte “Ave Verum” KV 618- die allgemeinen bedingungen einer kirchenmusikalischen Überganges- und erneureungsphase genommen haben, die sich nach dem Tod Kaiser Joseph II. im Jahre 1790 entfalten konnte. Denn nachdem die konzertierende lateinische Kirchenmusik in Österreich durch die josephinischen reformen und kirchenpolitischen Dekrete empfindlichen Einschränkungen unterworfen und ab 1783 praktisch verboten war, so daß fast kein Wiener Komponist mehr neue Kirchenmusik schrieb, konnte sie nunmehr wieder zu einem attraktiven Arbeitsfeld werden.”3

Obwohl es außer dem Requiem und diesen beiden Stücken wenige geistliche Werke aus Mozarts Wiener Zeit gibt, wird klar, dass diese reifen Werke sehr inspiriert und wichtig im Kanon Mozarts sind. Obwohl man nicht mehr sagen kann, dass Mozart von Gott inspiriert war, war er in dieser Zeit mit seinem einzigartigen Kirchemusikstil sehr entwickelt und fungierte als Vorbild und Inspiration für die folgenden Generationen von geistlichen Komponisten.

  1. Peter Keller/Armin Kircher: Zwischen Himmel und Erde. Mozarts geistliche Musik. Dommuseum zu Salzburg 2006, S. 26 []
  2. Maynard Solomon: Mozart ein Leben. Kassel 2005, S. 269. []
  3. Christoph Wolff: Mozarts Requiem. Kassel 2010, S. 90. []