Der Schauspieldirektor (KV 486)

Handlung

Der Schauspieldirektor Frank sucht neue Darsteller für seine Schauspielgruppe. Er hat für Aufführungen in Salzburg eine Lizenz „für alle Arten von Theater“ erhalten. Aber neue Schauspieler und neue Sänger einzustellen, bedeutet auch finanzielle Mittel zur Verfügung zu haben. Dieses wirtschaftliche Problem löst sich durch eine kleine Gefälligkeit gegenüber dem Bankier Eiler. Er stellt sich als Sponsor zur Verfügung, wenn im Gegenzug seine Geliebte, Madame Pfeil, ein Engagement erhält.
Die einzelnen Bewerber versuchen nun ihr Können unter Beweis zu stellen und treten vor dem Impresario Frank auf. Zuerst spielen die Schauspieler einzelne Szenen aus zeitgenössischen Theaterstücken vor und dann folgen die Sänger mit ihrem Auftritt. Madame Herz singt die Arie: Da schlägt die Abschiedsstunde und Mademoiselle Silberklang folgt mit dem Rondo: Bester Jüngling. Die beiden Damen geraten jedoch schnell in einen Streit. Jede von ihnen will die erste Sängerin sein. Daraufhin versucht Monsieur Vogelsang die beiden Streithennen zu beruhigen. ( Terzett: Ich bin die erste Sängerin) Der Schauspieldirektor ist über die Streitereien allerdings so entsetzt, dass er damit droht, sein Vorhaben abzubrechen. Schließlich beruhigen sich die drei Sänger wieder und singen zusammen mit dem Schauspieler Buff das Vaudeville-Quartett: Jeder Künstler strebt nach Ehre.1

Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn von Johann Hieronymus Löschenkohl

Ein Ort - zwei Bühnen - zwei Komponisten - zwei Uraufführungen

Der Schauspieldirektor ist eine Komödie mit Musik in einem Akt von Wolfgang Amadé Mozart. Gottlieb Stephanie d. J. verfasste das dazugehörige Libretto. Mozart notierte in dem Verzeichnüß seiner Werke:

„Der Schauspiel Direktor. Eine komödie mit Musick für Schönbrun. bestehend aus Ouverture, 2 Arien, ein Terzett und Vaudeville. - für Mad:me Lange, Mad:selle Cavaglieri, und M:r Adamberger.“2

Die Uraufführung des Singspiels fand am 7. Februar 1786 in der Orangerie des Schlosses Schönbrunn statt. Auch die Opera buffa Prima la musica, poi le parole des Hofopernkapellmeisters Antonio Salieri hatte ihre Uraufführung an diesem Tag. Das Aufeinandertreffen beider Werke beruhte auf einem Doppelauftrag von Kaiser Joseph II. Dieser gab ein Fest zu Ehren seiner Schwester Marie-Christine und ihres Gatten Herzog Albert von Sachsen-Teschen.
Die Orangerie war mit prachtvollen Blumen geschmückt und vor allem beheizbar, was ein gutes Argument für die Wahl des Ortes darstellt. Schließlich bedeutet das Aufbauen zweier Bühnen einen extra Aufwand. In den Hauptflügeln des Schlosses Schönnbrunn soll es die Möglichkeit des Heizens nämlich nicht gegeben haben.3 In der Wiener Zeitung vom 8. Februar 1786 heißt es:

"Nach aufgehobener Tafel wurde auf dem an einem Ende der Orangerie errichteten Theater ein neues für dieses Fest eigens komponiertes Schauspiel mit Arien, betitelt: der Schauspieldirektor, durch die Schauspieler der K.K Nationalbühne aufgeführt. Nach diesem Ende wurde auf der wälschen Bühne, die am andern Ende der Orangerie errichtet wurde, die ebenfalls ganz neu für diese Gelegenheit verfasste Opera buffa, unter dem Titel: Prima la musica poi le parole, von der Gesellschaft der Hofoperisten vorgestellt."4

Der Schauspieldirektor wurde also zuerst aufgeführt und danach folgte Salieris italienische Opera buffa Prima la musica, poi le parole.5

Italienische Oper schlägt deutsches Singspiel

Mozart und Salieri wird immer wieder ein Konkurrenzkampf nachgesagt. Dass sich die beiden Komponisten mit ihren Werken dieses Mal einen Schlagabtausch lieferten, war gänzlich unverschuldet. „Der kaiserliche Auftrag diente als Leistungsbeweis der von Kaiser Joseph II. unterhaltenen zwei Bühnen (Burg- und Kärntertortheater).“6 Sogesehen bestand diesmal ein Wettstreit zwischen Opera buffa und Singspiel, aus dem Salieris Oper an diesem Abend als Gewinner hervorging.

Beide Werke geben einen satirischen Einblick in das Musik-und Theaterleben seinerzeit in Wien. Eifersucht, Intrigen und Künstlergehabe werden thematisiert. Kaiser Joseph II. scheint über das Musiker-und Schauspielerdasein bestens informiert gewesen zu sein, sah er sich doch dafür zuständig „Ordnung in die Streitereien von Librettisten, Komponisten, Impresarios, nicht zuletzt von Sängerinnen und Sängern zu bringen.“7

Was die Streitigkeiten unter den Musikern betrifft, bedienten sich beide Komponisten realer Vorbilder. Salieri spielte auf die „vorhandene Rivalität der Sängerinnen Celeste Coltellini und Nancy Storace an“ und Mozart auf „den Wettkampf zwischen Aloysia Weber und Catarina Cavalieri.“8

Mozart wurde für sein Singspiel mit 50 Dukaten bezahlt, Antonio Salieri erhielt für seine Oper 100 Dukaten.9 Diese Bezahlung entfacht den Anschein einer Bevorzugung Salieris. Allerdings darf man nicht vergessen, dass Salieri der Hofkomponist von Kaiser Joseph II. war und auch für die restliche musikalische Untermalung des Abends zuständig. Für Mozart hingegen dürfte der Kompositionsauftrag eine ehrenvolle Aufgabe gewesen sein, auch wenn sich zeigte, dass das deutsche Singspiel beim Adel nicht den größten Erfolg hatte.10

 

  1. Vgl. Ulrich Schreiber: Opern II. Werke der Wiener Jahre. In: Mozart Handbuch. Hrsg. von Silke Leopold. Kassel 2005, S.98. []
  2. Gerhard Croll: Der Schauspieldirektor. In: Wolfgang Amadeus Mozart. Neue Ausgabe sämtlicher Werke, Bd.7. Hrsg. von der Internationalen Stiftung Mozarteum Salzburg. Kassel 1991, S. 7/299. []
  3. Vgl. Schreiber 2005, S.98. []
  4. Wolfgang Greisenegger: Höfische Theaterfeste in Wien. Oder: Kaiser Joseph schenkt Marie-Christine den Frühling. In: Mozart und Salieri - Partner oder Rivalen? Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7.Februar 1786. Hrsg. von Paolo Budroni. Wien 2008, S.72. []
  5. Vgl. Schreiber 2005, S.98. []
  6. Schreiber 2005, S.98. []
  7. Rainer J. Schwob: Partner oder Rivalen? Italienische Oper und deutsches Singspiel in der Ära Joseph II. In: Mozart und Salieri - Partner oder Rivalen? Das Fest in der Orangerie zu Schönbrunn vom 7.Februar 1786. Hrsg. von Paolo Budroni. Wien 2008, S.75. []
  8. Schwob 2008, S.80. []
  9. Vgl. Peter Tschmuck: Der Komponist als Unternehmer. Der Wandel der sozio-ökonomischen Lage der Komponisten im späten 18. Jahrhundert. In: Budroni 2008, S.89. []
  10. Vgl. Schwob 2008, S.79. []