Così fan tutte

Personen:

Fiordiligi, Dame aus Ferrara in Neapel wohnend (Sopran)
Dorabella, ihre Schwester (Sopran)
Guglielmo, Liebhaber Fiordiligis (Bass)
Ferrando, Liebhaber Dorabellas (Tenor)
Despina, Kammerzofe (Sopran)
Don Alfonso, ein alter Philosoph (Bass)

Chor der Soldaten
Chor der Diener
Chor der Schiffsleite

Handlung:

Mozarts Così fan tutte erzählt die Geschichte eines unfreiwilligen Partnertausches zwischen zwei Paaren. Um genau zu sein: zwei Schwestern tauschen ihren jeweiligen Partner mit dem der anderen aus. Nur, sie wissen es nicht.
Auf diesem skurrilen Plot baut Mozarts Oper auf. Der Komponist verleiht dem von Lorenzo da Ponte genial geschriebenen Libretto, das ebenso düster und verstrickt, sowie heiter und leicht das Elend zweier Liebesbeziehungen erzählt, die Musik. Am Ende ist alles beim Alten und doch am Ende.

In die Handlung sind sechs Personen verstrickt: die zwei Schwestern, Fiordiligi und Dorabella, mit ihren Liebhabern, Guglielmo und Ferrando, sowie ein Philosoph, namens Don Alfonso, und die Kammerdienerin Despina. Die Symmetrie zwischen männlichen und weiblichen Figuren (drei sind es auf jeder Seite), wurde von Mozart auch in der Stimmfachzuweisung beibehalten: dem seriösen Sopran der Fiordiligi steht der Tenor, Ferrando, gegenüber; der Mezzosopran der Dorabella entspricht dem Bass des Guglielmo; Despina, als Soubrette, begegnet den im Parlandostil gehaltenen Bass des Don Alfonso. Mozart scheint es bereits hier auf den bevorstehenden Konflikt der Paare abgesehen zu haben, denn die stimmfachlich korrekte Paarung entsteht erst bei beziehungstechnisch falscher Paarung. Mit anderen Worten: damit die Konstellation Sopran-Tenor und Mezzosopran-Bass zustande kommt, muss es zum Partnertausch kommen.

Die Oper beginnt in medias res. Die erste Szene führt ohne Umschweife in ein Streitgespräch zwischen den zwei jungen, impulsiven Soldaten und Don Alfonso, der die "Weibertreue" generell1, und die der Damen aus Ferrara insbesondere, anzweifelt. Der Streit endet, als Don Alfonso mit den Männern wettet, dass er ihnen noch am selben Tag beweisen kann, dass ihre vermeintlich treuen Frauen eben auch nur aus Fleisch, Blut und Knochen bestehen2 und einem Liebesabenteuer durchaus nicht abgeneigt sind.
Die Wette ist außerdem mit einem Pakt verbunden, denn Don Alfonso verlangt von den jungen Männern unter Berufung auf ihr Soldatenehrenwort, dass sie an diesem Tag alles tun, was er von ihnen verlangt. Don Alfonso hat nun oberste Verfügungsgewalt über die Männer und behält sie bis zum Schluss der Oper.
Was genau Don Alfonso von den Männern verlangt, erfährt man erst in dem Rezitativ Stelle! Per carità, signor Alfonso / Himmel! Ich flehen Sie an, Signor Alfonso vor Nr. 6. Inzwischen hat das Publikum Bekanntschaft mit den Damen Fiordiligi und Dorabella gemacht. Don Alfonso inszeniert ein Schauspiel im Schauspiel, da er den Schwestern von der vermeintlichen Abreise ihrer Geliebten erzählt, die in den Krieg ziehen müssten. Sogleich treten die Männer in ihrer Rolle der trauernden, aber tapferen Soldaten auf und verabschieden sich von ihren Damen; dazu erklingt ein Marsch, der später noch als dramaturgisches Mittel wiederkehren wird. Die verlassenen Schwestern und der sie tröstende Don Alfonso singen nun ein wunderbares Terzett (Nr. 10 Soave sia il vento / Weht leise, ihr Winde), das wohl zu den herausragendsten Nummern dieser Oper gehört.

Den ersten Akt seines Schauspiels hat Don Alfonso nun über die Bühne gebracht. Im zweiten will er Ferrando und Guglielmo verkleidet auftreten lassen, damit diese sich dann um die Gunst der Damen bemühen können. Er ist sich erstaunlich sicher darüber, dass Fiordiligi und Dorabella ihre Männer in den albanischen Kostümen nicht erkennen werden, dagegen bezweifelt er, dass das auch bei Despina, der Kammerdienerin der Damen, der Fall sein wird. Kurzerhand beschließt er, sie in seinen Plan der Neuverkuppelung einzuweihen und sie für ihre Unterstützung zu entlohnen. Die Begeisterung für diesen Plan scheint bei Despina so groß zu sein, dass auch sie die kostümierten Männer nicht erkennt.
Der erste Akt der Oper endet mit einem urkomischen Finale. Nachdem die Damen die Fremden mehrmals abweisen, eröffnet Despina ihr kleines Schauspiel auf Don Alfonsos Bühne. Ziel ist eine Annäherung zwischen den Paaren: die Verehrer sollen einen durch Gift verursachten Selbstmord vortäuschen, um so ihre große Liebe zu den Damen zu beweisen. Despina wiederum, als Arzt verkleidet, rettet sie dann vor dem vermeintlichen Tode. Als die Männer dann aber auf einen Kuss ihrer Verehrten bestehen, platzt den Damen der Kragen und sie verscheuchen die Verehrer ein weiteres Mal.

Despinas Inszenierung scheint allerdings Wirkung erzielt zu haben, denn kaum dass der zweite Akt beginnt (Nr. 20 Prenderò quel brunettino / Mir gefällt der nette Braune), unterhalten sich Fiordiligi und Dorabella darüber, welche der Damen wohl nun welchen der fremden Männer zur Unterhaltung bei einem Spaziergang favorisiere. Die Korrektur der eingangs erwähnten falschen Stimmfachpaarung geschieht durch die Damen; sie verfallen dem Reiz der Abwechslung und des Abenteuers und interessieren sich bemerkenswerterweise jeweils für den Mann der Schwester.
Dorabella ist die erste, die sich der neuen Liebe voll und ganz hingibt. Auf dem besagten Spaziergang lässt sie es zu, dass Guglielmo ihr das Bild Ferrandos, das sie immer bei sich trägt, abnimmt und es durch ein Juwelenherz, ersetzt.
Fiordiligi kämpft noch länger mit ihrem Gewissen und ihren moralischen Werten, doch just in dem Moment, da sie ihren Guglielmo auf dem Schlachtfeld aufsuchen will, lässt Don Alfonso, der immer noch über die Taten der Männer verfügt, Ferrando vor ihr auftreten. Nun gibt auch sie sich der neuen Liebe hin.
Die Männer, völlig frustriert, da sie nicht nur die Wette verloren haben, sondern wohl auch ihre Geliebten, lassen sich von Don Alfonso belehren, dass man es den Frauen nicht übel nehmen solle (Nr. 30 Tutti accusan le donne / Alles schilt auf die Frauen). Es gelte eben: Così fan tutte (so machen es alle).

Es folgt das Finale des II. Aktes, in dem die Hochzeit zwischen den neuen Verehrern und den Damen vorbereitet, durchgeführt und aufgesprengt wird. Despina, die es anscheinend liebt sich zu verkleiden, tritt als Notar auf, und Don Alfonso lässt just in dem Moment, da die Ehepapiere unterschrieben sind, den Marsch aus dem ersten Akt erklingen, der die Wiederkehr Guglielmos und Ferrandos ankündigt.
Es kommt zum Wutausbruch der Männer, da sie die Ehepapiere entdecken, zur Aufdeckung der Verkleidung der Männer, die selbst Despina über ihre Unwissenheit erstaunen lässt, und zur vermeintlichen Versöhnung der Paare. Diese Versöhnung scheint aber, angesichts der turbulenten Ereignisse der letzten 24 Stunden (denn die Handlung der Oper spielt an einem einzigen Tag), fast unmöglich, sodass man wohl zu Recht vermuten kann, dass die aufgebrochenen Liebesbeziehungen am Ende sind.

 

  1. S. Nr. 2 Arie: È la fede delle femmine / Weibertreue ist ein Märchen. In: Così fan tutte. Klavierauszug nach dem Urtext der Neuen Mozart-Ausgabe. Hrsg. von Rasmus Baumann. Übers. von Kurt Honolka. Kassel 2006, 2. Auflage 2009. Alle Titelübersetzungen folgen dieser Übersetzung. []
  2. S. Nr. 1 Rezitativ: Fuor la spada / Heraus den Degen. In: Baumann 2009, S. 16. []