Bläserkammermusik

Es gibt insgesamt sieben verschiedene Kammermusikwerke, die Mozart für je ein Blasinstrument in Kombination mit drei oder vier Streichern komponiert hat. Dabei lässt sich jedoch keine genaue Einteilung in eine bestimmte Werkgruppe finden. So gibt es vier Flötenquartette, die für „Dilettanten“ gedacht sind. Diesen gegenüber stehen Einzelwerke wie das Hornquintett, das Klarinettenquintett und das Oboenquartett, welche Mozart für professionelle Bläser geschrieben hat. Jedoch nicht alle dieser sieben Kammermusikwerke entstanden in Mozarts Wiener Zeit, sondern nur das Hornquintett in Es-Dur (KV 407) Ende 1782, das 4. Flötenquintett in A-Dur (KV 298) vermutlich Ende 1786, und das Klarinettenquintett in A-Dur (KV 581) 1789.
Während die ersten beiden Flötenquartette (in D-Dur und G-Dur) Auftragswerke eines Mannheimer Amateurflötisten in Mozarts Zeit in Mannheim waren – die Entstehungsgeschichte des 3. Flötenquartetts in C-Dur lässt sich nicht genau rekonstruieren, da u. a. das Autograph verloren gegangen ist – ist das „Wiener“, das vierte Flötenquartett in A-Dur, als private Hausmusik gedacht und diente so dem privaten Musizieren im engeren, familiären Kreise.

Demgegenüber sind die übrigen eingangs angesprochenen  Werke für professionelle Musiker komponiert worden und somit sind diese Kompositionen eher für die öffentliche Aufführung auf einem Konzertpodium gedacht. Dafür spricht auch die Struktur der Werke, denn in ihnen lässt sich eine viel größere und deutlichere Virtuosität der jeweiligen  Bläserstimme, die sich nach kammermusikalischen Regeln in den Streichersatz einfügt, erkennen. Die Streicher, vor allem die Violine, tritt der Solostimme partnerschaftlich zur Seite, sodass der Solopart kammermusikalisch in den Satz eingebunden wird, aber gleichzeitig behält die Solostimme auch Freiraum, sich technisch und virtuos hervorzutun.  Mit diesen Werken konnte der Profibläser also als Solist bei einem öffentlichen Konzert auf dem Konzertpodium brillieren und seine spieltechnischen Fähigkeiten voll zum Ausdruck bringen. Bei den Flötenquartetten  für Amateurflötisten dagegen findet man eine solch virtuose Behandlung und somit Hervorhebung der Flötenstimme nicht. Es herrschen dort einfachere Satzstrukturen  im Bläser-Streicher-Satz vor, ganz gemäß der Konzeption dieser Werke als „Liebhaber-Stücke“ für Amateure. Diese Amateurflötisten wollten auch gar nicht vor öffentlichem Publikum ihr technisches Können zur Schau stellen, sondern spielten vielmehr für ihr eigenes Vergnügen in häuslicher, privater Atmosphäre.

Diese Behandlung der Solobläser in den Kammermusikwerken zeigt, dass Mozart durchaus eine gewisse Vorliebe für Blasinstrumente hegte. Gestützt wird diese These zusätzlich dadurch, wenn man die Behandlung der Bläserstimmen in den Orchester- und Bühnenwerken betrachtet. Ihnen kommt nämlich auch dort ein oftmals großer solistischer Part zu und sie dienen demzufolge nicht nur als Klangfülle. Mozart konnte u. a. in seinen Kammermusikwerken die klanglichen und technischen Fähigkeiten des jeweiligen Blasinstrumentes voll auskosten. Einen Anreiz dafür bekam Mozart schon in seiner Zeit in Mannheim und München durch die jeweiligen Hofkapellen, die über hervorragende Bläser verfügten. Durch diese hervorragenden Bläser der Hofkapelle ist Mozart wohl erst bewusst geworden, welche spieltechnischen Möglichkeiten die verschiedenen Blasinstrumente zulassen.1

 

  1. Harald Strebel: Blasinstrumente in Mozarts Kammermusik in Mozarts Klavier- und Kammermusik. In: Das Mozart-Handbuch. Hrsg. von Matthias Schmidt. Laaber 2006, S. 28,  S. 257 f. []