Wohnung Nr. 8 – Mozarthaus Vienna

Am 29. September 1784 verließ Mozart seine Wohnung im Trattnerhof und zog in die Große Schulerstraße, innere Stadt 846 ( jetzige Schulerstr. 8 = Domgasse 5).1 Er bewohnte dort die Wohnung im 1. Stock. Insgesamt besitzt das Gebäude 5 Stockwerke und befindet sich hinter dem Dom, also in bester Lage.
Das Haus wurde damals auch Camesinahaus genannt. Der berühmte Hofstuckateur Alberto Camesina erwarb das Haus 1719 und vererbte es seiner Familie weiter. Zu Mozarts Wohnzeit wurden die Brüder Joseph und Albert Camesina als Eigentümer angeführt.2
Nach der Josephinischen Steuerfassion 1787/88 umfasste die Wohnung „ Vier Zimmer, 2 Kabinet, Küche, Boden, Keller, 2 Holzgewölber.“3 Die Miete betrug 450 Gulden im Jahr, was eine enorme Kostensteigerung im Vergleich zu den 152 Gulden bedeutete, die Mozart für seine vorherige Wohnung zu bezahlen hatte. Somit muss sich Mozart an diesem Ort, finanziell betrachtet, auf dem Höhepunkt seiner Wiener Karriere befunden haben.

Ein Ort der Inspiration

In der Schulerstraße 8 entstanden beachtliche Werke. Wolfgang Amadé Mozart scheint sich dort sehr wohl gefühlt zu haben. So komponierte er in dieser Wohnung zum Beispiel sein Singspiel Der Schauspieldirektor (KV 486) , sechs Klavierkonzerte und seine Opera buffa Le Nozze di Figaro. Zu den Klavierkonzerten zählen das Klavierkonzert Nr. 19 in F-Dur (KV 459), Klavierkonzert Nr. 20 in d-Moll (KV 466), Klavierkonzert Nr. 21 in C-Dur (KV 467), Klavierkonzert Nr. 22 in Es- Dur (KV 482), Klavierkonzert Nr. 23 in A-Dur (KV 488), Klavierkonzert Nr. 24 in c-Moll (KV 491) und das Klavierkonzert Nr. 25 in C-Dur (KV 503). Die Klavierkonzerte KV 482, 488 und 491 komponierte Mozart innerhalb von nur 3 Monaten im Winter 1785/86.

Der Ort des Figaro

Ausgerechnet die teuerste und herrschaftlichste Wohnung ist die einzige Mozartwohnung, die der Stadt Wien erhalten blieb. Dort befindet sich nun die Mozartgedenkstätte des Historischen Museums. Für die Erinnerung an Mozarts Wiener Jahre scheint es jedoch genauer betrachtet keinen besseren Ort zu geben. Immerhin hat er hier den größten Zeitraum seines Wienaufenthalts verbracht. Gern wird das Wohnhaus heute auch als Figaro-Haus bezeichnet. Der Entstehungsort der einst umstrittenen Oper bescherrte Le nozze di Figaro wohl doch noch einen späten aber eindeutigen Triumph in Wien.

Wohnung Nr. 9

Ende April 1787 musste Mozart sein prunkvolles Domizil aus wirtschaftlichen Gründen verlassen und er bezog eine weitaus günstigere Erdgeschosswohnung in der Vorstadt (Landstraßer Hauptstraße 75). Die Miete dort betrug „lediglich“ 150 Gulden.4 Aber immerhin. Für den Preis von 150 Gulden hätte Mozart dreimal sein Singspiel Der Schauspieldirektor komponieren müssen.

 

  1. Vgl. Mozart. Dokumente seines Lebens. Hrsg. von Otto Erich Deutsch. München 1963. []
  2. Vgl. Peter R. Frank/Johannes Frimmel: Buchwesen in Wien 1750-1850. Kommentiertes Verzeichnis der Buchdrucker, Buchhändler und Verleger. Wiesbaden 2008, S. 28. []
  3. Vgl. Gernot Gruber/Joachim Brügge: Das Mozart-Lexikon, Bd. 6. Laaber 2006, S.897. []
  4. Vgl. Rudolph Angermüller: Mozarts Reisen in Europa 1762-1791. Wien 2004, S. 233. []