Wohnung Nr. 5 – „Kleines Herbersteinsches Haus“, Stadt 412

Heute: Wipplingerstr. 14
Zeit: Dezember 1782 bis Februar 1783

Mozart zog ein paar Monate nach seiner Heirat mit Constanze Weber einige Häuser weiter zu Raimund Baron Wetzlar von Plankenstern, einem reichen Immobilienbesitzer. Dort fand er im dritten Stock für sich und seine Frau ein Zimmer – „1000 schritt lang und einen breit"1 – ein Schlafzimmer, ein Vorzimmer und eine schöne große Küche. Daneben waren zusätzlich noch zwei Zimmer, die laut Mozart leer standen.

Einrichtung

Die folgende Beschreibung von Ludwig Meinardus (1827-1896) über die Einrichtung der Wohnung ist nicht belegbar und vermutlich ein Produkt Meinardus' Fantasie2:

„Die häusliche Einrichtung zeugte von Geschmack und konnte nach den herrschenden Begriffen elegant genannt werden. Keinem der Wohngemächer fehlte ein Sofa oder Divan mit Sesseln. Polsterung und Überzüge waren in jedem Zimmer übereinstimmend in Form, Farbe und Stoff. Spiegel zum Teil in verziertem Goldrahmen, Gemälde, Nippes von Porzellan vollendeten den Eindruck behaglicher Wohnlichkeit. Ein Konzertflügel von Anton Welter mit schwarzen Unter- und weißen Obertasten im Umfang von fünf Oktaven, ein kleines Instrument in Nußholz mit starkem wohllautenden Ton und leichter Spielart, stand, wenn er nicht auswärts zu Konzertzwecken gebraucht wurde, in Mozarts Arbeitsraum auf einem großen schweren Pedal, das den Flügel um drei Spannen überragte. Beim Vortrag in gebundenem Stil und zur Uebung in der Applikatur des Orgelpedals leistete dieser Untersatz unter dem Flügel treffliche Dienste.- […] So besaß Mozart seine eigene Bratsche, welche in ihrem Kasten auch zur Einrichtung seines Arbeitszimmers gehörte. Schreibtische, unter denen einer mit Zylinderklappe; Uhren, von welchen eine in vergoldetem Gehäuse, wie andere Haus- und Zimmergeräthe; dazu Spazierstöcke, für die der Hausherr eine besondere Liebhaberei hatte; eine gewählte und reichliche Garderobe in bestem Geschmack; Silbergeschirr und meistens zum Andenken an künstlerische Triumfe aufbewahrte Kostbarkeiten in edelen Metallen, wie andere Pretiosen: das alles bildete ein sehr ansehnliches zum Theil werthvolles Inventar. Musikalien und Bücher fehlten natürlicherweise nicht. Aber die Sammlungen waren nicht so reichlich versorgt, als man erwarten sollte.“3

Auch wenn sich auf Grundlage dieser Bescheibung keine wissenschaftlich zuverlässige Aussage über die Einrichtung der Wohnung treffen lässt, so kann zumindest in Bezug auf Mozarts Kleidung angemerkt werden, dass sie stets elegant schien und sich von der des Adels kaum unterschied.4

Feste feiern, wie sie fallen

Die Mozarts liebten es, auf Feste oder zum Tanzen zu gehen. Vor allem während der Faschingszeit fanden in der Redoute des Hofes viele Bälle statt. Mozart bot dort „Einlagen in Form von Sketches oder verteilten schriftlichen Rätseln, von denen einige sogar in einer Salzburger Zeitung sofort nachgedruckt wurden.“5 Den Bällen in der Redoute zogen die Mozarts die Hausbälle vor und so lag es nahe, auch bei sich zu Hause Faschingsbälle auszurichten. Offenbar waren diese Feste sogar so beliebt, dass Mozart Eintritt verlangen konnte.

„vergangene Woche habe ich in meiner Wohnung einen Ball gegeben. - versteht sich aber die chapeaus haben Jeder 2 gulden bezahlt. - wir haben abends um 6 uhr angefangen und um 7 uhr aufgehört; - was nur eine Stunde? - Nein Nein – Morgens um 7 uhr; […] dann sind noch 2 schöne grosse Zimmer neben unser welche noch leer Stehen – diese benutze ich also zu diesen hausball – Baron wezlar und sie – lange und langin6 – etc etc: - Ich kann ihnen ohnmöglich alle hersagen. -“7

Lorenzo da Ponte; Stich von Michele Pekenino nach Nathaniel Rogers

Wichtige Begegnungen

Zwischen Baron Wetzlar von Plankenstern und den Mozarts entwickelte sich eine enge Freundschaft. Später wurde er sogar Taufpate für Raimund Leopold (Juni – August 1783), Mozarts ersten Sohn.
In diesem Haus machte Mozart zudem zum ersten Mal Bekanntschaft mit Lorenzo da Ponte, dem späteren Librettisten seiner großen italienischen Opern Le nozze di Figaro (1786), Don Giovanni (1787) und Così fan tutte (1790). Komponiert hatte Wolfgang Amadé Mozart während dieser Zeit, laut Autograph am 31. Dezember 1782, das G-Dur Streichquartett KV 387, welches das Erste von sechs ist, die Joseph Haydn gewidmet sind.
Nur drei Monate nach ihrem Einzug wurden die Mozarts gebeten wieder auszuziehen, da der Baron wohl Platz für eine „Dame“8 benötigte. Da Raimund Baron Wetzlar von Plankenstern, wie Mozart seinem Vater schrieb, reich war, hatte er aufgrund der Umstände für die Monate kein Geld verlangt. Auch der Umzug sowie die Miete für die neue Wohnung, die laut Mozart „eine schlechte logi“9
auf dem Kohlmarkt war, wurden von dem Baron übernommen.

  1. Brief vom 22. Januar 1783. []
  2. Vielen Dank an Dr. Michael Lorenz (Wien) für diesen Hinweis. []
  3. Ludwig Meinardus: Mozart. Ein Künstlerleben. Berlin/Leipzig 1883, S. 266 ff. []
  4. Vgl. Volkmar Braunbehrens: Mozart in Wien. München 2006, S. 135. []
  5. Vgl. Braunbehrens 2006, S. 121. []
  6. Joseph und Aloysia Lange, Constanzes ältere Schwester. []
  7. Brief vom 22. Januar 1783. []
  8. Brief vom 21. Mai 1783. []
  9. Brief vom 21. Mai 1783. []