Wohnung Nr. 4 – „Groshauptisches Haus“, Stadt 387

Heute: I. Wipplingerstr. 19, Ecke Färbergasse 5

Kindheitserinnerungen

Das Haus mit der Nummer 387, in dem Wolfgang Amadé Mozart von Juli bis Dezember 1782 wohnte, war ihm bereits aus früherer Zeit bekannt. Hier lebte er 1768 mit seinen Eltern und seiner Schwester während eines längeren Aufenthalts in Wien. Damals hieß das Haus noch "Zum roten Säbel".

„ – in dem Nämmlichen hause wo wir vor 14 Jahren logirt haben – auf der hohen brücke im grünwaldisch hause – izt heist es aber das Groshaubtische haus N:° 387.“ 1

Eigentümer des Hauses war Johann Georg Groshaupt. 1898 wurde es abgerissen, der Nachfolgebau 1944 zerstört. Später wurde es in heutiger Form wieder aufgebaut.2

Gemeinsames Leben mit Constanze

Die Wohnung befand sich im zweiten Stock und war die Erste, in der Mozart auch mit seiner Verlobten und späteren Frau Constanze Weber zusammenlebte. Die Wohnungen im zweiten Stock zählten zu der Zeit zu den teuersten in Wien, da sie einerseits von den lästigen Gerüchen und Geräuschen der Straße entfernt lagen, aber andererseits  nicht zu weit oben, um lebensnotwendige Dinge wie Brennholz viele Treppen hoch tragen zu müssen.3

Johann Pezzl, ein Zeitgenosse, schreibt über die damaligen Wohnverhältnisse:

„Ein Haus für eine Kavaliersfamilie vom ersten und zweiten Rang kostet jährlich 5 000 bis 6 000 Gulden.4 Und ein gleich großes Haus, das nicht bloß für eine große Familie, sondern für Leute vom Mittel- und Bürgerstand in vielfältige Wohnungen eingerichtet ist, trägt noch mehr ein; darum schaffen alle diejenigen, welche die aufgehobenen Klöster gekauft haben, diese Gebäude nicht in glänzende Paläste um, sondern formieren ein halbes Hundert von bürgerlichen Wohnungen, Werkstätten und Kaufbuden daraus. […] Eine ordentliche Wohnung für eine Familie, die eine Kutsche mit zwei Pferden hält, in einer mittelmäßigen Straße, im ersten oder zweiten Stockwerk kostet 800 bis 1100 Gulden.“5

Trauungsschein; Salzburg, Internationale Stiftung Mozarteum; Bibliotheca Mozartiana

Das Erdgeschoss war in den Wiener Häusern meist unbewohnt und war für Stallungen, Geschäfte und Kaffeehäuser vorgesehen.
Die Heirat mit Constanze Weber am 4. August fand sehr überstürzt statt. Constanzes Mutter billigte es nicht, dass sich ihre Tochter unverheiratet bei Mozart aufhielt und drohte damit, sie mit der Polizei abholen zu lassen. Mozart konnte nicht einmal die ersehnte und erst einen Tag nach der Hochzeit eintreffende Einwilligung seines Vaters abwarten.
Komponiert hat Wolfgang Amadé Mozart in diesen Monaten unter anderem die drei Klavierkonzerte KV 417, 447 und 495.

 

 

 

  1. Brief vom 24. August 1782 aus Wilhelm A. Bauer/Otto Erich Deutsch: Mozart. Briefe und Aufzeichnungen. Gesamtausgabe, Bd. 3. Hrsg. von der Internationalen Stiftung Mozarteum Salzburg, Kassel u. a. 2005, S. 225. []
  2. Vgl. Gernot Gruber/Joachim Brügge: Das Mozart-Lexikon, Laaber 2005. []
  3. Vgl. Volkmar Braunbehrens: Mozart in Wien. Taschenbuchausgabe. München 2006, S. 54. []
  4. nach Volkmar Braunbehrens entsprach 2005 1 Gulden etwa 30 Euro. []
  5. Johann Pezzl: Skizze von Wien. Ein Kultur- und Sittenbild aus der josefinischen Zeit. Hrsg. von Gustav Gugitz/Anton Schlossar, Graz 1923, S. 63-66. Zit. nach: Braunbehrens 2006, S.124ff. []