Wohnung Nr. 7 – Trattnerhof

Der Graben mit dem Trattnerhof. Stich von Karl Schütz, 1781,

Graben 29-29a

Januar bis September 1784

Fünfstöckig und prächtig geschmückt, so ragte Mozarts siebente Wiener Wohnung am Graben 29-29a im Zentrum der Stadt auf. 1776 vollendet, war der Trattnerhof zum Zeitpunkt von Mozarts Einzug ein modernes Gebäude und Repräsentant für das aufstrebende Bürgertum in Wien. Auf einer Fläche, die vormals mit sechs kleineren Häusern bebaut gewesen war, hatte Johann Thomas Trattner den Trattnerhof vom 1773-1776 errichten lassen.
„im trattnerischen Hause; 2:te Stiege. Im 3:t Stock.1 – auch diese Beschreibung seiner neuen Postanschrift, die Mozart seinem Vater in einem Brief vom 10. Februar 1784 mitteilt, lässt das immense Ausmaß des Trattnerhofs erahnen. Mit mehreren Treppenhäusern (der Trattnerhof hatte derer vier) und fünf Stockwerken gehörte der Trattnerhof zu den größten Bürgerhäusern jener Zeit. Auch Mozarts Wohnung war mit vier Zimmern, zwei Kabinetten Nebenräumen sehr geräumig.2 Darüber hinaus verfügte der Trattnerhof zwei Innenhöfe mit Springbrunnen so wie ein Buchgeschäft mit Lesezimmer und einen Saal für musikalische Darbietungen. Letztere kam Mozart natürlich besonders gelegen, da er hierdurch die Möglichkeit hatte „unter dem eigenen Dach“ sozusagen Musik zu präsentieren und auch eigenen Konzerte zu veranstalten3.
Er tat dies in drei sogenannten Academien, für die er sich schon im Voraus Abonennten suchte:

„[...] ich habe aber ohnmöglich Zeit, da ich die 3 letzten Mittwochs in der fasten von 17:ten dieses angefangen, 3 Cincerte im Trattnerischen Saale auf abonnement gebe, wozu ich bereits 100 suscripteurs habe, und bis dahin leicht noch 30 bekomme.“4

Mozart rechnete also mit mindestens 130 Gästen, die alle Platz im Musiksaal des Trattnerhofs finden sollten.
Vom 17. März des Jahres 1784 an spielte er an den letzten drei Mittwochen der Fastenzeit Konzerte, bei denen er jeweils ein neues Klavierkonzert präsentierte (KV449, KV450 und KV451).5
Die Gäste dieser Konzerte waren, wie der obige Briefauszug zeigt, Subskriptionsgästen, also Gäste, die schon im Voraus in einer Art Abonnement Karten gekauft hatten, um Mozart die Realisierung des Konzerts zu ermöglichen. Zu ihnen gehörte, wie sich anhand von überlieferten Listen noch rekonstruieren lässt, eine Mischung von Adeligen, höheren Beamten und wohlhabenden Kaufleuten. Unter ihnen war auch der Bänker Baron Wetzlar von Plankenstern samt Vater und Schwester, der auch ein guter Freund der Mozartschen Familie, so wie der Pate seines ersten Sohnes und außerdem auch sein erster Vermieter in Wien war.
Diese vier Klavierkonzerte waren jedoch nicht die einzigen erwähnenswerten Ereignisse, die sich im Trattnerhof abspielten. In der Wohnung am Graben begann er auch mit der Anlegung seines eigenen Werksverzeichnisses. Außerdem wurde in dieser Zeit (am 21.09.1784) sein zweites Kind, Carl Thomas, geboren für das Johann Thomas Trattner Pate wurde.

Trattner selbst, der zunächst als Vollweise bei Verwandten in der Wiener Neustadt aufgewachsen war, hatte 1735 eine Lehre als Buchdrucker begonnen und sich dann 1748 mit einer Druckerei selbstständig gemacht. Mit einem dem Auftrag alle Schul- und Lehrbücher für Österreich zu drucken, begann 1752 sein enormer gesellschaftlicher Aufstieg und mündete 1764 in seiner Erhebung in den Reichsritterstand.
Er war einer der Patrone Mozarts in Wien. Darüber hinaus hat die Familien Mozart und Trattner eine enge Freundschaft verbunden. So waren Trattner und seine Frau, Maria Theresia Nagel, auch Pateneltern für noch zwei weitere von Mozarts Kindern. Trattners Frau, die eine seiner ersten Klavierschülerinnen in Wien war, hat Mozart die Klaviersonate KV457 und die Fantasie KV475 gewidmet.6

  1. Brief Mozarts an seinen Vater vom 10.2.1784. In: Ulrich Konrad (Hrsg.): Mozart. Briefe und Aufzeichnungen. Kassel 2005, Bd.3. S. 300. []
  2. Vgl. Rudolph Angermüller/Sabine Brettenthaler: "Wohnungen". In: Das Mozart-Lexikon. Hrsg. von Gernot Gruber/Joachim Brügge. Laaber 2006, S.897. []
  3. Vgl. Georg Knepler: Wolfgang Amadé Mozart. Cambridge 1997, S. 96. []
  4. Brief an seinen Vater vom 03.03.1784. In: Konrad 2005, Bd.3. S. 303. []
  5. Vgl. Knepler 1997, S. 96. []
  6. Vgl. Christian Fastl: "Trattner, Johann Thomas". In: Gruber/Brügge 2006, S.835f. []