Konzerte im Augarten

Mozarts größte Interessensschwerpunkte lagen im Auftreten als Pianist und in der Arbeit als Komponist für das Klavier.1  Das Abhalten von Akademien und das gemeinsame Musizieren mit anderen Künstlern in Theatern oder anderen dafür passenden Orten folgte bereits einer langen Tradition.2 Da solche Veranstaltungen immer häufiger stattfanden, waren die Jungunternehmer auf der Suche nach neuen und reizvolleren Darbietungsformen.3
Der erste Unternehmer dieser Art war Philipp Jacques Martin,4 der von Kaiser Joseph II. die Erlaubnis erteilt bekam, 12 Konzerte im Augarten abzuhalten. Dies erfährt man in einem Brief vom 8. Mai 1782, den Mozart an seinen Vater schrieb:

„Nun wird diesen Sommer durch im augarten alle Sonntage Musique seyn. – ein gewisser Martin hat diesen Winter ein Dilettanten Concert errichtet, welches alle freytäge in der Mehlgrube ist aufgeführt worden. – sie wissen wohl eine menge Dilettanten giebt, und zwar sehr gute, so wohl frauenzimmer als Manspersonnen. – Nur ist es mir noch nicht recht in ordnung gegangen. – dieser Martin hat nun durch ein Decret von kayser die erlaubnüss erhalten, und zwar mit versicherung seines höchsten Wohlgefallens, 12 Concerte im augarten zu geben. und 4 grosse Nachtmusique auf den schönsten Plätzen in der Stadt. – das abbonnement für den ganzen Sommer ist 2 Duccaten. Nun können sie sich leicht denken, daß wir genug Suscribenten bekommen werden. – um so mehr, da ich mich darum ann-nehme, und damit asocirt bin. – ich setze den fall daß wir nur 100 abbonenten haben, so hat doch – |: wenn auch die unkösten 200 fl: wären, welches aber ohnmöglich seyn kann : | doch Jeder 300 fl: Profit. – Baron van Suiten und die gräfin Thun nehmen sich sehr darum an. – das Orchester ist von lauter Dilettanten - die fagottisten und die trompetten und Paucken ausgenommen.“5

Das Bild stellt die Begegnung Mozarts mit Kaiserin Maria Theresia und Joseph II. im Augarten dar. Gemälde von 1865 von Eduard Ender (1822-1883).

Beim Augarten handelt es sich um einen kaiserlichen Park mit einem repräsentativen Gebäude. Vor der Regentschaft von Kaiser Joseph II. stand der Augarten nur dem Kaiserhaus und dem Adel zur Verfügung.6 Dieser ließ aufgrund seiner sozialen und volksverbundenen Einstellung den Park am 30. April 1775 für die Allgemeinheit öffnen.7 Im Augartenpalais wurden von nun an nicht nur für das leibliche Wohl der Besucher gesorgt und (Glücks-)Spiele angeboten, sondern es entwickelte sich zu den wichtigsten Konzertstätten Wiens des späten 18. und des frühen 19. Jahrhunderts.8
Die sogenannten "Morgenkonzerte", die je nach Jahreszeit um 7 oder 8 Uhr früh im Augarten stattfanden, waren ein besonderer Höhepunkt.9 Das allererste "Morgenkonzert", welches Mozart selbst dirigierte, fand schließlich am 26. Mai 1782 statt.10 Nach den neuesten Forschungsergebnissen führte Mozart an diesem Tage unter anderem  die Pariser Sinfonie (KV 297/300a) und das Konzert für zwei Klaviere (KV 365/316a)  auf.11 Letzteres wurde von Josepha Auernhammer und Mozart selbst gespielt.12 Unter den anwesenden Zuhörern befanden sich Erzherzog Maximilian Franz, Gräfin Thun, Baron van Swieten und vermutlich auch die jüngere Schwester der Gräfin Thun, Marie Elisabeth Gräfin Waldstein.13
Dem Brief vom 8. Mai 1782 kann man entnehmen, dass weitere Konzerte geplant waren, jedoch sind diese leider durch keine Quelle belegt.
Aus weiteren Briefen allerdings erfährt man, dass Mozart sich auch später noch öfters im Augarten aufhielt, wie es der Brief vom 26. Mai 1784 an seinen Vater bezeugt:

"Wir gehen erst um 12 Uhr ins Bett, und stehen um halb 6 auch 5 Uhr auf, weil wir fast alle Tage in der Frühe in Augarten gehen."

Diese von Musikern und findigen Konzertveranstaltern organisierten sogenannten Dilettanten- oder Liebhaberkonzerte trugen ebenso wie die Akademien in der Mehlgrube oder im Burgtheater ganz wesentlich zur Entstehung des modernen öffentlichen Konzertlebens bei. Und Mozart wie wie immer mitten drin in diesen Entwicklungen.

  1. Vgl. Gernot Gruber: Wolfgang Amadeus Mozart. München 2005, S. 98. []
  2. Vgl. Gernot 2005, S. 98f. []
  3. Vgl. Gruber 2005, S. 98f. []
  4. Dies erfährt man in Mozarts Brief vom 29. Mai 1782. []
  5. Mozart. Briefe und Aufzeichnungen. Gesamtausgabe, Bd. 3. Hrsg. von Ulrich Konrad. Kassel u.a. 2005, S. 208f. []
  6. Vgl. Ursula Reisinger: Augartenfestschrift. Wien 1990, Kapitel "Geschichte des Augartens". []
  7. Vgl. Reisinger 1990. []
  8. Vgl. Gruber 2005, S. 99. []
  9. Vgl. Reisinger 1990. []
  10. Vgl. Hildigund Kröplin: Wolfgang Amadeus Mozart 1756-1791. Eine Chronik. Wiesbaden/Leipzig 1990, S. 131. []
  11. Vgl. Kröplin 1990. []
  12. Vgl. Kröplin 1990. []
  13. Vgl. Kröplin 1990. []