Die Passauerhöfe

In unmittelbarer Nachbarschaft zur Kirche Maria am Gestade befanden sich gleich vier große Höfe, bekannt als Passauerhöfe.1 Sie waren territorial allesamt der Erzdiözese Passau zugehörig und von deren Vertretern bewohnt. Dies lag darin begründet, dass der für Wien zuständige Bischofssitz bis 1480 das bayerische Passau war und die Diözeseneinteilung auch nach den Gebietsverschiebungen der folgenden Jahrhunderte unverändert blieb.2 Gegen Ende des 18. Jahrhunderts lebte dann der Finanzsekretär des Bistums Johann Michael Auernhammer mit seiner Familie in einem der Passauer Wohngebäude.3 Seine Tochter Josepha Barbara Auernhammer (1758 - 1820) war eine bekannte Wiener Pianistin und außerdem Schülerin Mozarts.4 Mozart selbst berichtete, dass er das Haus der Auernhammers fast täglich besuchte. In der Zeit zwischen 1781 und 1784 veranstaltete er dort gemeinsam mit Josepha Auernhammer mehrere Hauskonzerte.5 Nachweislich waren während eines solchen Konzerts am 23.11.1781, dessen Programm unter anderem das Konzert für zwei Klaviere KV 365 und die D-Dur-Sonate KV 448 beinhaltete, die bekannten Wiener Persönlichkeiten Gräfin Thun, Baron Gottfried van Swieten sowie der Bankier Karl Abraham Wetzlar Freiherr von Plankenstein anwesend.6
Da für die in der Exklave des Passauer Bistums gelegenen Wohngebäude in Wien keine Steuern abgeführt werden mussten, existieren auch keine offiziellen Steuerunterlagen, aus denen hervorgehen könnte, wie groß die damalige Wohnung der Familie Auernhammer war oder wie viele Zimmer sich in ihr befanden.7

 

  1. Vgl. Ignaz de Luca: Wiens gegenwärtiger Zustand unter Josephs Regierung. Wien 1787, S. 233. []
  2. Vgl. Peter Csendes (Hrsg.): Wien: Geschichte einer Stadt. Band 1. Wien u.a. 2001, S. 231f. []
  3. Vgl. Michael Lorenz: New and Old Documents Concerning Mozart's Pupils Barbara Ployer and Josepha Auernhammer. In: Eighteenth Century Music 3, 2006, S. 320f. []
  4. Vgl. Claudia Maria Knispel: Tabellarischer Lebenslauf und Lebenschronik. In: Das Mozart-Handbuch. Hrsg. von Gernot Gruber. Band 5. 2005, S. 5. []
  5. Vgl. Gruber. Band 6, S. 53. []
  6. Vgl. Knispel, S. 49. []
  7. Vgl. Lorenz, S. 321. []