Bürgerliches und häusliches Musizieren

Neben dem Adel gab es in Mozarts Wien durchaus eine Reihe von Großkaufleuten, Hofagenten, Lieferanten und Wechslern, die es zu beachtlichem Reichtum gebracht haben und es sich so leisten konnten, privat Konzerte zu organisieren. In diesen Aufführungen, die oft an öffentlichen Plätzen unter freiem Himmel stattfanden, konnten Zuschauer aller Stände am Musikgeschehen teilhaben. Beliebte Orte waren der Augarten im Belvederepark, der Garten des Liechtenstein-Palais in der Roßau oder die Bastei „an den Limonadenhütten“. Darüber hinaus gab es die Möglichkeit, an spielfreien Tagen das Hofburgtheater für eigene Aufführungen zu mieten, was Mozart regelmäßig tat. Aber auch eine Vielzahl durchreisender Virtuosen ließen sich dort bejubeln. Zuträglich war das große Angebot an professionellen Musikern. Neben den festen Adelskapellen und Privatorchestern war es üblich, kurzfristig Ensembles zusammenzustellen, die den aufeinander eingespielten Orchestern aufgrund der hohen Qualität der Musiker in nichts nachstanden, sodass Mozart für seine Konzerte in der Regel auf diese Möglichkeit zurückgriff.

Über einzelne Aufführungen ist leider wenig bekannt, da es die Ausnahme war, dass Konzerte groß angekündigt wurden und auch Kritiken gab es äußerst selten, sodass man heute auf Quellen wie Briefe und Tagebucheinträge zurückgreifen muss, die denkbar unzuverlässig sind und nur allgemeine Aussagen über das Musikleben in Wien treffen lassen. Die Konzerte glichen jedoch keinesfalls dem, was man heute unter einem Konzertabend als kulturellem Höhepunkt versteht. Viel mehr befand sich eine bürgerliche Kulturform erst in der Entwicklung und so ist es nicht verwunderlich, dass das Konzert ein Ort war, an dem man sich unterhalten ließ und an dem es auch bewirtschaftete Erfrischungsstände gab.

Neben den bürgerlichen Konzerten hatte auch das häusliche Musizieren einen sehr hohen Stellenwert. Ein Klavier gehörte in jeden besser betuchten Haushalt und es wurden hauptsächlich Werke für kleine Besetzung aber auch Klavierauszüge beziehungsweise Instrumentalbearbeitungen der neuesten Opern gespielt. Da es üblich war, nur aktuelle Musik zu spielen, war die Nachfrage nach immer neuen Werken immens und viele Stücke wurden nur ein einziges Mal aufgeführt, bis sie im Rahmen der historischen Musikforschung „wiederentdeckt“ wurden. Mozart selbst schrieb selten ohne konkreten Anlass oder Auftrag und sei es nur, dass er ein eigenes Konzert organisieren wollte.